Die vorliegende Kulturgeschichte zeichnet die transdisziplin re Herausbildung des psycho-somatischen Diskurses seit dem 18. Jahrhundert nach und schlie t damit eine Forschungsl cke. Der 'ganze Mensch' ist nicht allein in der Medizin thematisch, sondern ma geblich auch in Literatur und Philosophie. Diese Austauschprozesse zwischen Literatur und Wissen werden konkret erfasst, in ihnen erscheint die Literatur als Krankheitsursache und Heilmittel sowie als Darstellungs- und Erkenntnismethode.
Die historisch-systematische Argumentation der Studie gliedert den psychosomatischen Dis-kurs in f nf zentrale Elemente: 1. Der ganze Mensch als Analysegegenstand und Utopie wird bei Herder anschaulich. 2. Zeitkrankheiten zeigen sich in Moritz' Zeitschrift 'Gnothi sau-ton'. 3. Theatralisch-prosaische Kurmethoden werden bei Reil, Goethe, Novalis und Hegel verfolgt. 4. Die begriffsgeschichtliche Genese der Psychosomatik in der deutschen Psychiatrie des fr hen 19. Jahrhunderts spiegelt sich in B chners 'Woyzeck'. 5. Die biographische Erkenntnis als wissenschaftliche Methode, die Kranken- und Lebensgeschichte miteinander verbindet, wird in Fallgeschichten zu Nietzsche nachgezeichnet, von ihm selbst, Andreas-Salom , Freud, Dilthey und Jaspers.